Zusammenfassung: Was ist ein Epigramm?

 
Ein Epigramm ist eine spezielle Gedichtform. Der Begriff leitet sich vom altgriechischen Wort epigramma ab (epi: auf, gramma: Geschriebenes), womit eine Aufschrift bezeichnet wird
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. Früher verstand man darunter Inschriften auf Grabmälern, Kunstwerken oder Denkmälern, die in der metrischen Form des Distichon verfasst waren. Heute versteht man unter einem Epigramm ein kurzes Spott- oder Sinngedicht, welches lyrisch Gedanken, Gefühle oder Kritik beinhaltet.

Historisches:



Als Begründer der epigrammatischen Kunst gilt Simonides von Keos(4./5. Jhdt v.Chr.) dessen Epigramme, sich durch Einfachheit und Klarheit auszeichneten und die er für Monumente der griechischen Kämpfer gegen die Perser dichtete. Im antiken Griechenland hatte das Epigramm seinen Stellenwert noch als lyrische Inschrift.

Im alten Rom nahm diese Art der Poesie einen eher satirischen und spöttischen Charakter an. Bekannt sind vor allem die Epigramme des Dichter Martial (40n. Chr – 104n. Chr), der dabei Einblicke in das Leben der römischen Kaiserzeit gab.

Großer Beliebtheit erfreute sich das Epigramm besonders in Frankreich. Hervorzuheben ist dabei Clément Marot (1496-1544). Mit Hilfe des Epigramms konnten sich politische Oppositionelle während der Zeit Richelieus und der Französischen Revolution kritisch oder spöttisch äußern, ohne dabei verurteilt werden zu können.

In Deutschland hielt man sich an die antiken Vorbilder, vor allem der Sarkasmus der Epigramme von Martial wurde geschätzt. Bekannt sind die Epigramme Friedrich von Logaus, Christian Wernickes und Heinrich von Kleists. Die Epigramme Goethes (z.B: Venezianische Epigramme) und Schillers (Bsp.: Der Spaziergang) sind, ausgenommen die Xenien, Sinnsprüche mit allgemeinen Inhalten.

Als Vertreter der neueren Zeit ist Franz Grillparzer, Friedrich Hebel, Erich Kästner und Bertold Brecht anzuführen. Auch heute ist die Form des Distichons noch die beliebteste Form des Epigramms.

Seit dem 19 Jhdt. wird der Begriff Epigramm auch für Kompositionen, die literarische Epigramme vertonen, benutzt( Hans Gal, Kurt Hessenberg).

Die Versform des Distichons:



In der Verslehre versteht man unter einem Distichon ein Verspaar oder eine zweizeilige Form der Strophe. Die verbreitetste Form ist das elegische Distichon, das aus einem Hexameter (griechisch „Sechsmaß“) und einem Pentameter (griechisch „Fünfmaß“) besteht. Diese Form wurde in der Antike gern für Epigramme, Elegien und Lehrdichtungen verwendet.

Der Hexameter besteht aus sechs Versfüßen und Daktylen. Der letzte Versfuß ist jedoch unvollständig, da im Hexameter grundsätzlich die letzte Silbe wegfällt. Inhaltlich wird im Hexameter objektiv ein Ereigniss, ein Vorfall oder eine Situation geschildert.

Der nachfolgende Pentameter besteht aus sechs Versfüßen und Daktylen. Er ist gegensätzlich aufgebaut. Nach dem dritten und dem sechsten Daktylus entfallen beide Hebungen. Im Abschnitt des Pentameters gibt der Autor des Epigramms seine subjektive Meinung ab. Das Epigramm endet am Schluss mit einer Pointe (Paradoxon).

Der Merkvers zum Distichon stammt von Friedrich Schiller:

Im Hexameter steigt des Springquells silberne Säule, Im Pentameter drauf fällt sie melodisch herab

Bauplan eines Epigramms:



  • Ein Ereigniss oder ein Gegenstand wird beschrieben
  • überraschende Wendung
  • Pointe (Paradoxon) in Form eines witzigen Kommentars


Moderne Epigramme werden meistens in Form eines Distichons (Zweizeiler) oder Tetrastichons (Vierzeiler) verfasst.

Beispiel: Erwartung und Erfüllung von Friedrich Schiller

In den Ozean schifft mit tausend Masten der Jüngling; Still, auf gerettetem Boot, treibt in den Hafen der Greis.

Analyse eines Epigramms:



Beschreibt man ein Epigramm sollten folgende Fragen gestellt bzw. beantwortet werden:

  • Wer ist der Autor und in welcher Epoche wurde das Epigramm gedichtet?
  • Erkennt man den Aufbau in Hexameter und Pentameter?
  • Was bezweckt der Autor? (Spott/Kritik/ Aussage)
  • Was ist paradox an der zweiten Zeile ? - Erkennen des Paradoxons - was wäre der Logik nach richtig?
  • Gibt es einen Anfangsreim? (die ersten Wörter beider Zeilen reimen sich)
  • Verwendet der Autor spezielle rhetorische Mittel?
  • Gibt es Personifikationen? ( z.B zeigen Wald oder See menschliche Eigenschaften?)


Das Epigramm ist auch heute noch eine aus der Literatur nicht wegzudenkende Kunstgattung, die durch ihre Kürze, Einfachheit und Pointiertheit besticht.

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